EA-basierte Nachhaltigkeits-Roadmaps erstellen: Ein strukturierter und praktischer Ansatz für jedes Unternehmen

Die Nachhaltigkeit ist weltweit ein wichtiger Markttreiber und Wachstumshebel. Heutzutage haben Unternehmen erkannt, dass sie ihre wirtschaftlichen Ziele nur dann langfristig erreichen können, wenn sie die Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellen. Das Konzept der „Triple Bottom Line“ betont die Integration von sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten. Es ermöglicht Organisationen, nachhaltige Praktiken und einen langfristigen Erfolg anzustreben, indem sie die breiteren Auswirkungen ihres Handelns berücksichtigen.

Was bedeutet das für die strategische Ausrichtung von Unternehmen?

Der Ratschlag von Mr. McGuire in dem Film „The Graduate“ hat sich letztlich als falsch erwiesen. Sie haben die richtige Antwort vielleicht schon aus dem Titel dieses Blogs erraten: Die Strategiepläne unserer Unternehmen müssen wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte berücksichtigen. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, wie Sie Ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen können und wie Enterprise Architecture Management Sie dabei unterstützen kann.

Unter Roadmapping versteht man eine Technik zur Visualisierung und Konkretisierung einer Strategie anhand eines Zeitplans. Im Laufe dieses Prozesses werden wirksame Roadmaps erstellt, die die wichtigsten Schritte und Ergebnisse aufzeigen, welche zur Umsetzung der Strategie innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens erforderlich sind.

Nachhaltiges Wirtschaften ist ein umfangreiches und komplexes Unterfangen mit vielen Beteiligten auf globaler Ebene. Eine wirkungsvolle Roadmap, die den Triple-Bottom-Line-Prinzipien folgt, beschränkt sich nicht auf Konformität oder Maximierung der Nachhaltigkeit. Vielmehr zielt sie auf eine Nachhaltigkeitstransformation ab, bei der Nachhaltigkeitsprinzipien zu einem integralen Bestandteil des Geschäftsmodells werden.

Schritt 1: Starten Sie mit dem Value Flow

Zeichnen Sie ein übergeordnetes Flussdiagramm der wichtigsten Aktivitäten Ihres Unternehmens, d. h. die Wertschöpfungskette Ihres Unternehmens. Sie können die bekannte Porter-Wertschöpfungskette als Leitfaden verwenden. Der Value Flow dient als Grundlage für die Erstellung eines Gesamtüberblicks, der Ihre gesamte Organisation auf einer Seite analysiert und visualisiert.

Sie können auch die Grundstruktur des SCOR-Modells in Betracht ziehen, da Sie normalerweise die gesamte Lieferkette und nicht nur die internen Value Streams Ihres Unternehmens betrachten.

Für ein Unternehmen in der Bekleidungsindustrie und im Einzelhandel könnte die Wertschöpfungskette wie im folgenden Beispiel aussehen. Bitte beachten Sie, dass wir den oft vernachlässigten, aber wichtigen Schritt der Umkehrlogistik einbezogen haben.

Für jede Stufe Ihrer Wertschöpfungskette ermitteln Sie dann die wichtigsten Geschäftsfähigkeiten. In diesem Zusammenhang bezieht sich eine Fähigkeit auf eine einzigartige Kombination von Menschen, Prozessen und Technologien, die es Ihnen ermöglichen, bestimmte Ergebnisse zu erzielen und Werte zu schaffen.

Für jede dieser Fähigkeiten ermitteln Sie anschließend:

• welche Art von Energie (Wasser, Land usw.) und
• welche Art von Ressourcen (Materialien) verwendet werden.

Darüber hinaus gilt es herauszufinden, welche Interessengruppen Einfluss auf die Erbringung dieser Fähigkeiten haben und wie diese von den Prozessen, die die Fähigkeiten erfordern, beeinflusst werden:

• Arbeitnehmer:innen,
• lokale Gemeinschaften,
• besonders gefährdete Gruppen, aber auch
• relevante Unternehmensabteilungen

Damit sind wir nun bereit, über Themen wie Umwelt, Menschenrechte, Arbeitsbedingungen und faire Geschäftspraktiken nachzudenken.

Schritt 2: Identifizieren Sie die Nachhaltigkeitsanforderungen für die einzelnen Fähigkeiten

Nehmen Sie die oben genannte Fähigkeit „Bekleidungsproduktion“. Sie könnten beispielsweise folgende Anforderungen identifizieren:

• Recherche nachhaltiger Faseroptionen: Das Unternehmen sollte nachhaltige Faseroptionen untersuchen, die dem Zweck der Stoffästhetik dienen, z. B. Bio-Baumwolle, recyceltes Polyester oder andere nachhaltige Fasern wie Bambus, Lyocell, Jute, die den Qualitäts- und Produktionsanforderungen des Unternehmens entsprechen.

Für die Fähigkeit „Produktdesign und -entwicklung“ könnten Sie zum Beispiel Anforderungen ableiten wie:

• Umsetzung der Beschaffungspolitik: Das Unternehmen sollte eine Beschaffungspolitik einführen, die die Verwendung nachhaltiger Fasern in seinen Produktionsprozessen bevorzugt und Zielvorgaben für den prozentuellen Anteil nachhaltiger Fasern in seinen Produkten festlegt. Außerdem sollte das Unternehmen eine fair gehandelte Lieferkette aufbauen und nur mit zertifizierten und nachhaltigen Faserlieferanten Geschäfte machen. Als Leitfaden können die EU-Kriterien für ein umweltgerechtes öffentliches Beschaffungswesen für Textilerzeugnisse und Dienstleistungen herangezogen werden.
• Entwicklung von Produktspezifikationen: Das Unternehmen sollte Produktspezifikationen entwickeln, die nicht nur die Verwendung nachhaltiger Fasern vorsehen, sondern sich auch auf Kategorien wie chemische Beschränkungen, Energieeinsparungen und Design für Wiederverwendung und Recycling konzentrieren. Darüber hinaus sollte die Spezifikation den Lieferanten und dem Produktionsteam mitgeteilt werden.

Schritt 3: Setzen Sie Prioritäten bei Ihren Anforderungen

Nicht alle Anforderungen sind gleich wichtig. Um die oben genannten Anforderungen zu priorisieren und das Maximum herauszuholen, schlagen wir die Verwendung einer Wert/Aufwand-Matrix vor.

Schritt 4 – Der Weg zum Ziel – Forschritte planen und verfolgen

Nachdem Sie Ihre Anforderungen nach Prioritäten geordnet haben, können Sie diese in einem nächsten Schritt planen und den Quartalen/Jahren zuordnen. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist dabei, die Bearbeitung der Anforderungen zu verfolgen und die Roadmap laufend anzupassen, sobald sich Änderungen ergeben. Unsere Grafik unten zeigt ein Kanban-Board, das nur Nachhaltigkeitsanforderungen enthält. Denken Sie aber daran, dass ein Gleichgewicht zwischen den Anforderungen unter Berücksichtigung der Triple-Bottom-Line-Prinzipien erforderlich ist.

Tipp: Konkrete Tipps und Tricks finden Sie in unserem Blogbeitrag über Strategisches Roadmapping.

• Begnügen Sie sich nicht mit der Einhaltung von Nachhaltigkeitsvorschriften. Das ist nur der Anfang. Streben Sie nach einem nachhaltigen Wandel in Ihrem Unternehmen.
• Beziehen Sie eine Vielzahl von Interessengruppen mit ein, um verschiedene Perspektiven und Erkenntnisse zu sammeln. Beteiligen Sie Vertreter:innen aus verschiedenen Bereichen, darunter Mitarbeitende, Kundschaft, Gemeindemitglieder, Nichtregierungsorganisationen und Branchenfachleute. Ihre Wertschöpfungskette dient als Referenzpunkt für alle Ihre Diskussionen.
• Starten Sie einfach und mit einem flexiblen Ansatz. Kombinieren/definieren/verfolgen Sie die Nachhaltigkeitsanforderungen gemeinsam mit Ihren „anderen“ strategischen Anforderungen. Achten Sie jedoch darauf, dass die „Triple Bottom Lines“ und die UN-SDGs als Grundlage dienen.