In einer zunehmend vernetzten und bedrohten IT-Welt stellt sich das Schweizer Versicherungsunternehmen Swiss Life einer Aufgabe, die viele Unternehmen kennen: Zu viele Applikationen, zu wenig Übersicht und damit zu hohe Risiken.
In diesem Artikel erfahren Sie, wie Swiss Life mithilfe einer klaren Methodik, eines leistungsstarken EAM-Tools sowie konsequenter interner Zusammenarbeit Komplexität reduziert und beherrschbar macht.
Ausgangslage: Zu viele Applikationen, zu wenig Überblick
Swiss Life ist eines der führenden Finanz- und Vorsorgeunternehmen Europas. Das Unternehmen unterstützt Privat- und Unternehmenskunden dabei, ihre finanzielle Zukunft selbstbestimmt zu gestalten.
Hinter diesem Versprechen steht ein komplexes IT-Ökosystem. Allein in der Schweiz sind rund 1.000 Anwendungen im Einsatz. Jede davon bringt eigene Abhängigkeiten, Zuständigkeiten und potenzielle Risiken durch Cyberangriffe mit sich.
„1.000 Applikationen sind zu viel, um sie manuell zu managen. Zunächst mussten wir also erkennen, welche wirklich wichtig sind und welche nicht“, sagt Kreutzberg.

Lösung: der Weg zur Transparenz mit ADOIT
Joachim Kreutzberg und sein Team entschieden sich dazu, das Problem auf Basis der Unternehmensarchitektur systematisch anzugehen und dabei die EAM-Suite ADOIT zu nutzen.
„Zunächst haben wir uns die Kernprozesse, also die für das Geschäft essenziellen Prozesse, angeschaut und abgeleitet, welche Applikationen wirklich notwendig sind. So konnten wir die Anzahl der Anwendungen von über 1.000 auf unter 100 reduzieren. Alles ist nachvollziehbar, transparent und begründet“, erklärt Kreutzberg.
Vom Wildwuchs zur Struktur
Anstatt ihre IT-Landschaft in Excel-Listen und PowerPoint abzubilden, modelliert Swiss Life sie nun in ADOIT und vereint damit Prozesse, Applikationen und Risiken in einem zentralen Modell. So entstand ein klares Bild der IT-Landschaft:
- Welche Systeme sind geschäftskritisch?
- Wo bestehen Abhängigkeiten und Risiken?
Swiss Life definierte sechs Applikationsklassen, die von Cloud-Lösungen bis zu Spezialanwendungen reichen. Innerhalb dieser Klassen konnten Risiken gezielt bewertet und Massnahmen abgeleitet werden.

Dr. Joachim Kreutzberg
Head of Enterprise Architecture
bei Swiss Life
Gemeinsame Sprache zwischen Business und IT
Parallel dazu entstand ein gemeinsames Domänen- und Datenmodell, das erstmals eine einheitliche Sprache zwischen den Fachbereichen und der IT schuf. Das ermöglichte nachvollziehbare Beziehungen zwischen Geschäftsobjekten, Prozessen und Anwendungen anstelle beliebiger Darstellungen. Diese methodische Klarheit wurde zum Katalysator für strukturiertes Denken und Handeln.
„ADOIT zeigte Lücken und Überschneidungen auf, die zuvor verborgen geblieben waren”, so Kreutzberg.
Ergebnisse und Erfolge: von Komplexität zu Klarheit
Für Swiss Life war der Effekt deutlich spürbar, denn es konnten eine messbare Cyber-Resilienz, eine greifbare Governance und eine transparentere Zusammenarbeit beobachtet werden.
„Wir konnten das Thema Cyber-Resilienz endlich systematisch angehen”, sagt Kreutzberg. „Mit den Informationen aus der Unternehmensarchitektur, die uns ADOIT liefert, konnten wir das Problem nachvollziehbar strukturieren und schrittweise lösen.“
1. Transparenz als Sicherheitsfaktor
Durch die Klassifizierung der Applikationslandschaft konnte Swiss Life erstmals klar erkennen, welche Systeme für das Geschäft kritisch sind und welche nicht. Das Ergebnis:
- Klare Prioritäten bei Sicherheitsmassnahmen.
- Bessere Vorbereitung auf Cybervorfälle.
- Geringere Komplexität in der Betrachtung.
- Schnellere Reaktionsfähigkeit bei Störungen.
Diese Transparenz schuf sowohl intern als auch extern Vertrauen. Die Diskussion über Risiken verlagerte sich von Bauchgefühl zu datenbasierter Evidenz.
„Bestimmte Applikationen dürfen einfach nicht länger als zwei Tage ausfallen. Andere wiederum können einen Monat warten, und genau das wissen wir jetzt“, erklärt Kreutzberg.

Abbildung: Architekturinformationen integriert in SharePoint
2. Mit strukturierter Governance zu verlässlichen Informationen
Ein weiterer Erfolg ist die Etablierung von Disziplin und Governance. ADOIT wurde zur verbindlichen Plattform, auf der Business und IT gemeinsam arbeiten. Fachbereiche, die früher mit Excel und PowerPoint gearbeitet haben, pflegen ihre Artefakte nun direkt in ADOIT ein.
„Mit ADOIT zu arbeiten heisst, dass alle dieselben Bilder sehen und dieselben Begriffe verwenden“, sagt Kreutzberg. „Das klingt banal, ist aber entscheidend, um Business und IT wirklich zusammenzubringen.“
Dadurch entstand ein Governance-Mechanismus, der Struktur ohne Zwang schuf und sicherstellt, dass Informationen konsistent, aktuell und vertrauenswürdig bleiben:
- Es gibt keine doppelten Einträge mehr.
- Einheitliche Begriffe und Definitionen.
- Klarheit über Verantwortlichkeiten.
- Automatische Konsistenzprüfung durch das Tool.
Durch diese konsequente Governance wurden Architekturinformationen nicht nur zentral erfasst, sondern auch verlässlich gemacht und somit entscheidungsrelevant. Was früher lose Dokumente waren, bildet heute ein belastbares Wissensfundament, auf das sich Management und Fachbereiche gleichermassen stützen können.
3. Vom Projekt zum Lernprozess
Swiss Life erkannte früh, dass die Einführung von ADOIT nicht nur die Implementierung eines Tools bedeutet, sondern auch eine tiefgreifende Organisationsentwicklung erfordert.
„Das Tool ist wie ein Katalysator. Es hilft der Organisation, konsistenter zu denken und zu handeln. Aber das eigentliche Lernen passiert in den Köpfen“, sagt Kreutzberg.
Das Projekt veränderte die Denkweisen. Architektur wird nun nicht mehr als Selbstzweck, sondern als Methode zur Steuerung von Risiken und Investitionen betrachtet.
4. Demokratisierung von Wissen
Die Verfügbarkeit von verlässlichen Informationen ist ein oft unterschätzter Erfolgsfaktor. Kreutzberg und sein Team wussten, dass Unternehmensarchitektur ihre grösste Wirkung entfaltet, wenn die Informationen zugänglich sind. Deshalb integrierten sie ADOIT in SharePoint, um Architekturwissen im Unternehmen verfügbar zu machen.
„Über SharePoint finden alle die Informationen, die sie brauchen, ohne selbst ins Tool gehen zu müssen“, so Kreutzberg.
Architektur wird auf diese Weise nicht als abstraktes Konzept erlebt, sondern als praktisches Werkzeug im Alltag.
Der Ausblick: Architektur als strategisches Steuerungsinstrument
Nach der neu gewonnenen Transparenz über Prozesse, Daten und Anwendungen möchte Swiss Life den nächsten Schritt gehen. Strategie, Business Capabilities und Projekte sollen in ADOIT konsequent verknüpft werden.
„In Zukunft wollen wir die Capabilities und unser Projektportfolio in ADOIT mit den Geschäftsprozessen und Applikationen verbinden. So sehen wir systematisch, welche Projekte wirklich zur Unternehmensstrategie beitragen“, erklärt Joachim Kreutzberg.
Das Ziel ist eine Architektur, die als Navigationssystem für Entscheidungen dient. Sind alle Elemente in ADOIT vernetzt, kann Swiss Life erkennen;
- welche Projekte welche Fähigkeiten stärken,
- wo Ressourcenkonflikte entstehen und
- welche Investitionen den grössten strategischen Effekt haben.
Auf diese Weise wandelt sich Enterprise Architecture Management von einer reaktiven Bestandsaufnahme zu einer aktiven Steuerungsinstanz.
Zudem will Swiss Life künftig ADOIT stärker mit Governance- und Security-Tools verknüpfen. So entsteht schrittweise ein Ökosystem, das Cyber-Resilienz, Datenmanagement und Business-Steuerung auf einer konsistenten Informationsbasis miteinander verbindet.
Zusammenfassung
Die Reise von Swiss Life zeigt, dass es bei Cyber-Resilienz um weit mehr als nur Technologie geht. Es ist ein Prozess des Verstehens, nämlich der eigenen IT-Landschaft, der Zusammenhänge und der Verantwortlichkeiten. Mit ADOIT hat Swiss Life ein Werkzeug etabliert, das dieses Verständnis ermöglicht, strukturiert und verankert.
„Mit dem Tool lässt sich nicht streiten. Entweder etwas passt, oder wir haben es nicht sauber modelliert“, sagt Joachim Kreutzberg.
Swiss Life hat nicht nur ihre Applikationslandschaft gestrafft, sondern auch eine Kultur der Architekturdisziplin aufgebaut. Heute arbeiten Fachbereiche und IT auf einer gemeinsamen Plattform, sprechen dieselbe Sprache und treffen Entscheidungen auf Basis valider, konsistenter Daten. Das Ergebnis ist weniger Komplexität, mehr Steuerbarkeit, Resilienz und Fokus.






